Kein Happy End eines Hockeymärchens: Biel verliert den Final der sportlich besten Meisterschaft seit Einführung der Playoffs (1986). Mit einem absoluten Zuschauerrekord von etwas mehr als 2,8 Millionen verkauften Tickets. Biels Niederlage im 7. Finalspiel in Genf ist klar und eindeutig.
Aber Biel ist ein Meister der Herzen. Die Bieler waren auf der Zielgeraden leidenschaftlich, unberechenbar und hatten – das gehört in einem Spiel wie Eishockey dazu – mit einem Verlängerungssieg auch Glück. Sie waren auf einer Mission. Sie haben sich um ihren an Krebs erkrankten Trainer Antti Törmänen gescharrt, in den Playoffs ungeahnte Energien freigesetzt, im Viertelfinal zum ersten Mal in ihrer Playoff-Geschichte das «Trauma SCB» überwunden, im Halbfinal die ZSC Lions in vier Partien gedemütigt und im Final Spiel 7 erreicht.
Sie haben alles richtig gemacht. Sie sind im Final an einem noch besseren Gegner zerbrochen.
Dieser Final ist die Krönungsfeier ohne Krönung einer langen Geschichte, die vor 15 Jahren im Frühling 2008 mit der Rückkehr in die höchste Liga begonnen hat. Auch die Bieler haben ihre Trainer im Laufe der letzten Jahre hin und wieder gewechselt. Aber nie ihre Identität. Was bedeutet Identität im Sportgeschäft des 21. Jahrhunderts? In diesem Fall nicht einfach Businesspläne und Konzepte. Sie bedeutet bei Biel eine auf allen Ebenen und jeden Tag gelebte Philosophie.
Sport ist auch Geschäft. Gute Löhne und Rechnungen müssen bezahlt werden. Das ist bei allen Klubs so. Was Biel von anderen Spitzenteams unterscheidet: die Pflege einer familiären Atmosphäre von ganz unten, von jeder Helferin und jedem Helfer, bis ganz hinauf in den Verwaltungsrat. Eine Fürsorge für alle, die über ein rein professionelles Angestelltenverhältnis hinausgeht.
Dazu gehört auch die Art und Weise, wie die Bieler ihrem Trainer Antti Törmänen nach der ersten Krebserkrankung nach einer Saison Pause im Sommer 2021 die Rückkehr an die Bande ermöglicht haben. Dazu gehört, wie das Management auch in schwierigen Zeiten seinen Weg gegangen ist: kein Hüst und Hott von kanadischer zu skandinavischer, von autoritärer zu antiautoritärer Führung. Das Motto «Ici, c’est Bienne!» steht für diesen ganz eigenen Weg eines «fürsorglichen Sportkapitalismus» und für Kontinuität.
In Biel haben diese Saison sensible, hochbegabte Spieler ihr bestes Hockey gespielt, die wahrscheinlich bei anderen Klubs ihr Potenzial noch nicht oder nicht mehr so ausschöpfen könnten. Junge Spieler wie Noah Delémont (21), diese Saison zum Stammverteidiger gereift, oder Yanick Stampfli (22) und Elivs Schläpfer (23, der Sohn von Kevin Schläpfer), die beide als Viertlinienstürmer entscheidende Tore erzielt haben. Routiniers wie Luca Cunti (33), Damien Brunner (37), Beat Forster (40) oder Noah Schneeberger (34) galoppierten aufrecht in die Abendröte ihrer Karriere. Damien Brunner, der wegen Rückenbeschwerden zum 7. Finalspiel nicht antreten und nur an der Bande mitfiebern konnte, bleibt der beste Schweizer Stürmer, der noch nie Meister war.
Wie es in der Natur dieses Geschäftes liegt, hat auch Sportchef Martin Steinegger bei den Transfers keine hundertprozentige Trefferquote. Aber eine höhere als seine Amtskollegen. Weil er die DNA des Klubs lebt. Sein Vater war hier Eismeister, er ist hier gross geworden. Biel ist auch ein Meister des Verstandes, der Geduld und der Bescheidenheit.
Das Management und der Verwaltungsrat haben seit Jahren den Verstand und die Geduld und die Bescheidenheit, der sportlichen Führung den Vortritt zu lassen, wenn es um Sport geht. Manager Daniel Villard ist seit 2003 im Amt. Er ist den weiten Weg vom verschuldeten Klub im Lotterstadion zum Vorzeigeunternehmen in einer hochmodernen Infrastruktur gegangen. Wer nicht vergisst, woher er gekommen ist, hat es ein wenig leichter, den richtigen Weg zu finden und nicht abzuheben, wenn er oben angekommen ist.
Biel hat die Gunst der Stunde zu einer grandiosen Saison genutzt. Letztlich sind die Bieler an Servettes Realismus auf eine ganz ähnliche Art und Weise gescheitert wie Brasilien, magistral dirigiert vom göttlichen Doktor Socrates bei der Fussball-WM 1982 gegen den späteren Weltmeister Italien. Die Brasilianer verloren in einem der besten Spiele der WM-Geschichte, in einer Auseinandersetzung zwischen Spielfreude und Taktik, gegen Italien 2:3. Die Bieler sind in einem der besten Finals der Geschichte mit fliegenden Fahnen untergegangen.
Das Zeitfenster für den Gewinn der Meisterschaft dürfte sich für die Bieler bald schliessen. Wichtige Spieler haben ihre Zukunft bald hinter sich. Eine Erneuerung der Mannschaft ist unerlässlich und wird gelingen. Die Titanen in Zürich, Bern und Zug rüsten zur Revanche. Es wäre vermessen, einen Titel zu fordern. Kein Problem: Biel ist ein Sportunternehmen, das schon bisher nicht allein von Siegen gelebt hat.
Trotzdem ein riesengrosses Dankeschön für die grandiose Saison an den EHCB. Wer hätte vor der Saison gedacht das Biel den Kampf um die Meisterschaft erst im 7. Spiel des Playoff Finals verlieren wird? Ich als Bieler nicht und bin daher verdammt Stolz auf diese Mannschaft. ❤️💛💪
Ich hatte ein gutes Gefühl vor dem 7. Spiel. Dann kam die Botschaft, dass Damien Brunner nicht spielt. DAS hat mich übel getroffen. Seine Genialität, seine Austrahlung in die Mannschaft..
Also mich hat es ernüchtert und scher getroffen. Sowas setzt sich auch in den Köpfen der Spieler nieder, auch wenn das jeder vor der Kamera bestreiten würde.
Aber item.
Geili Serie gsi. Danke Biel.
Biel ist Zauggs Meister des Herzens.